Angst verkauft.
Die alte Verkaufs- und Marketingweisheit trifft immer wieder zu. Warum sonst würden wir Versicherungen abschließen? Angst ist eine der stärksten Emotionen und besonders die Angst vor dem Unbekannten. Das wissen wir nicht erst seit Howard Phillipps Lovecraft.
Aber nicht nur beim Kauf von Versicherungen oder Vorsorgeleistungen ist der Motivator die Angst. Nein auch in der Schwangerschaft und später dann mit Baby bzw. Kleinkind.
Und obwohl ich es eigentlich besser wissen müsste, falle auch ich dieser Motivation zum Opfer. Ich habe Vorsorgeleistungen in Anspruch genommen, von denen die Generation meiner Mutter noch nicht einmal etwas gehört. Nur um sicherzugehen, dass mit der Kleinen auch alles in Ordnung ist.
Denn es könnte ja ... Es könnte ja irgendetwas sein. Man hört so viel ... Dabei sollte, dass "etwas ist", die Ausnahme und die Mehrzeit sein. Unsere hochtechnische Medizin vermittelt leider oft genau das Gegenteil. Ganz fix wird die Schwangerschaft zum Risiko gestempelt und vermeintlich Banales hoch geputscht. Man geht auf Nummer sicher, auch wenn das etwas kostet. Man will Sicherheit und nur das Beste.
Ich ertappe mich leider immer wieder dabei, dass diese Philosophie mich auch jetzt als junge Mutti begleitet. Ich will nur das Beste für mein Hasenbaby: Sicherheit. Das äußert sich in Vorsorgeuntersuchungen, Medikamenten, deren Nutzen ich nicht zu 100% glaube und dem Lesen von Urteilen der Stiftung Warentest.
Begonnen hat der Spuk bereits im Krankenhaus. Unmittelbar nach der Geburt hat eine Hebamme überprüft, ob alles mit meinem Baby passt. Dem war so. Als war ich beruhigt. Aber das reicht nicht. So kam am nächsten Tag der Kinderarzt in unser Wöchnerinnen-Zimmer, um auch noch mal mein Hasenbaby zu überprüfen. Zur Entlassung wies mich eben dieser auch noch einmal darauf hin, dass ich auf gar keinen Fall mein Hasenbaby im elterlichen Bett oder noch schlimmer mit Decke oder Kissen schlafen lassen dürfe, da ich damit dem "Plötzlichen Kindstod"* geradezu heraufbeschwöre. Im Krankenhaus hat mein Hasenbaby übrigens in meinem Bett ohne Schlafsack geschlafen... Es gab nämlich keinen und auch nur ein hässliches Plastikbett für Babys.
Wie die meisten normalen Eltern will ich das natürlich um keinen Preis den Plötzlichen Kindstod riskieren. Und so habe ich bereits in der Schwangerschaft den teuren, aber guten Babyschlafsack von Alvi gekauft. Versteht mich nicht falsch: Der Schlafsack ist wunderschön und bestimmt auch so toll wie beschrieben... Den ersten Ganzjahresschlafsack inkl. Inlets habe ich geschenkt bekommen. Die Folgenden für die nächsten Kindergrößen muss ich selber kaufen und bei Preisen zwischen 60-80 EUR ist das nicht ohne. Ungeachtet der Tatsache, dass es das kindliche Beistellbett nur mit Kissen, Decke und Nestchen gab, die ich nicht nutzen kann/darf... Aber auch bei mir verkauft sich die Werbung mit der Angst. Ich habe neben der aktuellen Größe bereits einen weiteren für die nächste Größe gekauft und werde dies wahrscheinlich, bis sie dem kritischen Alter entwachsen ist, weiter tun. Außerdem werde ich mit Adleraugen überwachen, dass sie schön auf dem Rücken schläft. Vielleicht würde es auch ein billigerer Schlafsack tun. Aber bei allen Empfehlungen zum sicheren Schlafsack bin ich mit meiner Wahl schon gut dabei. Wer sich für einen günstigere Variante entscheidet, findet hier empfehlenswerte Kriterien zur Auswahl des Babyschlafsackes.
*Plötzlicher Kindstod - Hierbei handelt es sich um die häufigste Todesform, die, wie der Name schon sagt, plötzlich und unerwartet auftritt. Bisher ist die eindeutige Ursache unbekannt, aber laut der Gemeinsame Elterninitiative Plötzlicher Kindstod reduzieren bestimmte Verhaltensweisen, wie das beschriebene Schlafverhalten, das Risiko. Mehr zur Thematik Plötzlicher Kindstod und zur Elterninitiative.
